
Eine gute Taktik: So integriert Fußball Geflüchtete
SUPR SPORTS war mal wieder zum Netzwerken in der Hauptstadt unterwegs. Wir haben uns mit Fußballprojekten aus ganz Deutschland vernetzt und neue Erkenntnisse für unser Thema „HUB“ gesammelt.
Transfermarkt der Ideen
Wir wurden von der deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) auf einen erkenntnisreichen Event eingeladen. Die DKJS organisierte den „Transfermarkt der Ideen: Potenziale des Sports für Menschen mit Flüchtlingsgeschichte“. Das Treffen auf dem GLS Campus in Berlin thematisierte die integrative Wirkung des Fußballs, die insbesondere seit 2015 mit der Migration zahlreicher Gefüchteter nach Deutschland an Bedeutung gewonnen hat.
Das Programm „Willkommen im Fußball“
Das DKJS-Programm „Willkommen im Fußball“ ermöglicht Geflüchteten (bis 27 Jahre) durch niedrigschwellige Angebote den Zugang zu Sport und fördert so die Integration. Dabei setzt es auf Willkommensbündnisse. Dahinter steht die Kooperation eines Proficlubs mit lokalen Initiativen oder Akteuren sowie Amateurfußballvereinen. Neben offenen Trainingsangeboten oder regelmäßigen Fußballturnieren bietet das Programm Kultur-, Bildungs-, Qualifizierungs-, und Vernetzungsangebote an.
Initiatoren und Partner
Das Programm ist initiiert und gefördert von der DFL Stiftung und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz.
Die DFL-Stiftung setzt sich für soziale Projekte ein, ihre Vision ist: „Jeder junge Mensch in Deutschland bekommt eine faire Chance.“ Jeder junge Mensch in Deutschland soll gut integriert, gesund und aktiv aufwachsen. Hierfür nutzt die Stiftung die Kraft und Popularität des Fußballs, der Menschen stark macht, begeistert und zusammenbringt. Neben der Integration und Teilhabe sowie Gesundheit setzt sich die Bundesliga Stiftung für den Spitzensport ein und fördert junge Talente. Auf der Homepage der Stiftung heißt es:
„Bundesweit vernetzen wir das meist lokale Engagement der Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga. Wir initiieren eigene Projekte und fördern Programme Dritter. Dabei bauen wir auf ein starkes Netzwerk kompetenter Partner aus Politik, Wissenschaft, Sport und Gesellschaft. Darüber hinaus nutzen wir die mediale Reichweite des Profifußballs und seiner Vorbilder gezielt, um auf gesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen.“
„Wie Fußball bei Ankommen helfen kann“
Nach Begrüßung und Videobotschaft von Annette Widmann-Mauz wurde in einem Podiumsgespräch darüber diskutiert, wie Fußball Geflüchtete beim Ankommen unterstützen kann. Wie wirkungsvoll Sportvereine und ihr Angebot bei der Integration sein können, unterstrichen drei junge Geflüchtete, die an der Diskussion teilnahmen.
Besonders beeindruckend war die Geschichte einer jungen Afrikanerin, die inzwischen in Bremen lebt. Mit 15 Jahren kam sie an die Weser und nahm dort an einem Fußballtraining für Geflüchtete des Proficlubs Werder Bremen teil, wo eine Trainerin sie motivierte, selbst Trainerin zu werden. Inzwischen hat die junge Afrikanerin einen Trainerschein, leitet eine Tanzgruppe für Kinder beim Club und hat über den Verein eine Ausbildungsstelle bei einem internationalen Unternehmen aus der Region gefunden.
In der anschließenden Workshop-Phase diskutierten die Teilnehmenden über Themen wie „Auf die Plätze, fertig, los! Fußball ist auch Frauensache“, „Mehr Sein als Schein – Qualifizierung von Geflüchteten für das Ehrenamt im Sport“ und zum „Fußball als Brücke zu Ausbildung und Arbeit“.
Wir nahmen am dritten Workshop teil, der sich vor allem zwei Fragen widmete:
- Was sollte während und abseits des Trainings passieren, damit der Sport für Menschen mit Fluchthintergrund auf dem Weg in die Ausbildung hilfreich ist? Welche Partnerinnen oder Partner bzw. welches Know-how benötigen Sportinitiativen dafür?
- Von Ausbildungsmessen bis Sponsorenansprache: Welche Möglichkeiten kann der Profi-Fußball nutzen, um Menschen mit Fluchterfahrung bei der Berufsorientierung, Ausbildung und Arbeitsmarktintegration zu unterstützen?
Beim sehr praxisorientierten Workshop stellten sich drei Initiativen aus dem Aus- und Inland vor, eine davon aus Darmstadt.
Fit für den Fußball, fit für den Arbeitsmarkt
Jonathan Prinz von SV Darmstadt 1898 e.V. und dem „Willkommen im Fußball“-Bündnis Darmstadt als auch Michell Tripscha von der Vision Sportakademie erzählten von ihrem Berufsorientierungskurs für Geflüchtete.
Einen Beruf oder eine Ausbildungsstelle zu finden, ist für viele Geflüchtete eine große Herausforderung, die ohne Hilfe nur schwer zu schaffen ist. Seit 2018 finden junge Geflüchtete Unterstützung bei Michell Tripscha, der Trainer für Persönlichkeitsentwicklung ist und „Visions Trainings“ ins Leben gerufen hat: Sein 12-wöchiger Kurs bereitet die Teilnehmenden auf den deutschen Arbeitsmarkt vor und soll ihnen Wissen und Fähigkeiten an die Hand geben, damit der Einstieg gelingt. Im Vordergrund des Kurses stehen nicht nur Themen wie Bewerbungen, Lebensläufe oder der deutsche Arbeitsmarkt, sondern auch die Auseinandersetzung mit seinen eigenen Zielen, Wünschen und Lebensentwürfen.
Einer der Kurs-Teilnehmer berichtete, wie der Kurs ihm geholfen habe, mehr Klarheit bezüglich seines Berufswunsches zu entwickeln. Vor dem Kurs hatte er keine Vorstellung, welchen Beruf er ergreifen wollte. Er wusste nur, er wollte anderen helfen, so wie ihm geholfen wurde, als er nach Deutschland kam. Aktuell bewirbt er sich auf eine Ausbildungsstelle als Krankenhelfer und ist sehr motiviert und engagiert.
Abschluss und Fazit
Nach den Workshops konnte man sich im Plenum und beim Abendessen weiter auszutauschen, was wir gerne wahrgenommen haben. Wir bedanken uns herzlich für die Einladung und die lehrreichen Workshops. Wir haben neue Ideen im Gepäck, die für die inhaltliche Gestaltung des SUPR SPORTS HUB sehr wertvoll sein werden.
Photo by Bianca Isofache on Unsplash