Medienarbeit
„Ist irgendwas Soziales, soll der Volo machen“
Wer sein Thema in einer Redaktion platzieren möchte, sollte es dort abwerfen, wo es auf fruchtbaren Boden fällt. Also bei jenen Redakteuren, die sich mit Ihrem Thema ohnehin qua Aufgabe auseinandersetzen. Da haben es Social Entrepreneure, Vereine und gemeinnützige Organisationen nicht immer ganz leicht – denn da gibt es zumeist verschiedene Anknüpfungspunkte. Für andere ist es viel einfacher: Fußballvereine wenden sich an die Sportredaktion, Abgeordnete an die Politik, Unternehmen an die Wirtschaftsredaktion. Aber an wen wendet sich ein Verein, der mittels Fußball (Sport) für mehr Integration von Geflüchteten sorgt (Politik) und sich auch noch ein wirklich schlaues Funding-Modell ausgedacht hat (Wirtschaft)?
Eben. Nicht so einfach. Nun könnte man die Themen in die Chefredaktion tragen, die müssen die Geschichten letztlich ja auf die einzelnen Ressorts verteilen – leider ist die Gefahr hier extrem hoch, dass Sie mit ihrem Anliegen aber in der Hektik des Alltags und der Fülle der Nachrichten untergehen.
Bewusstsein hier für gesellschaftliche relevante Organisationen noch nicht so ausgeprägt, dass Sie sofort auf Ihren Hof geritten kommen, sobald Sie dort eine Pressemitteilung hineingeworfen haben. Die Ressortleiter interessiert eher die „hard facts“, die vermeintlich großen Geschichten: Städtebau läuft immer, ebenso das Gekeile in der Politik, Promi-Geplauder, Mord und Totschlag sowieso. Eine Ebene darunter ist das schon anders: Dort sind oft Redakteure, die an Ihren Themen interessiert sein können (und weswegen viele überhaupt Journalist geworden sind). Doch leider werden die meistens mit den vermeintlich wichtigeren Themen beauftragt, sie sind im Sinne einer Redaktion einfach zu „wertvoll“ für Ihre Story.
Wer also bleibt? Die Erfahrung lehrt, dass die Sympathie für Ihre Organisation und Ihren Impact gerade noch ausreicht, eine Volontärin oder einen Volontär (das sind die Azubis in Redaktionen) zu beauftragen, ebenso wie Praktikantinnen und Praktikanten. Oft fällt in den Redaktionen der Satz: „Ist irgendwas Soziales, soll der Volo machen.“ Eine bittere Nachricht, ich weiß.
Was also tun? Hier ein paar Tipps, wie Sie vorgehen können:
Sie werden sehen: Mit der Zeit werden Sie ein immer größeres Netzwerk haben. Dann geht es darum, diese Kontakte zu pflegen und sich immer wieder in Erinnerung zu rufen. Aber Vorsicht: Nicht jede für Sie relevante News müssen Sie gleich in die Reaktionen tragen. Dosieren Sie die Nachrichten, zumindest die Pressemitteilungen. Sagen Sie nur etwas, wenn Sie wirklich etwas zu sagen haben. Um einen konstanten Fluss an Nachrichten trotzdem in die Redaktion fallen zu lassen, ist der Newsletter natürlich ein probates Mittel. Damit bringen Sie sich zumindest immer wieder in Erinnerung, ohne dass die Redaktion gleich das Gefühl haben müsste, sofort zu reagieren. Als Ideenquelle ist solch ein Nachrichtenbrief gleichwohl nicht zu unterschätzen.
Welche anderen SUPRKommunikationskanäle es sonst noch abseits der klassischen Medien gibt, die Sie für Ihre Arbeit nutzen können, darum wird es beim nächsten Mal gehen.
Autor
Kommunikationsbüro für Social Entrepreneurship GmbH
Thomas Friemel von Kombüse, Kommunikationsbüro für Social Entrepreneurship GmbH, Kombuese.org. Der Politologe hat mehr als 18 Jahre lang bei Tageszeitungen (Kölnische Rundschau, Hamburger Morgenpost) und Magazinen (MAX, Player) gearbeitet.
2009 gründete er mit anderen den Social Publish Verlag 2010 GmbH, der seitdem u.a. das Wirtschaftsmagazin enorm herausgibt, das Friemel maßgeblich konzipierte und fast vier Jahre als Chefredakteur führte. Thomas Friemel lebt mit seiner Frau Stefanie Hellge und ihren gemeinsamen beiden Kindern in Hamburg.
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