Foto: Cedric Flege
Foto: Cedric Flege
von Alexander Mohr
So erleben Besucher das Millerntor eher selten: Die Tribünen des Stadions sind leer und in Dunkelheit getaucht. Es herrscht Ruhe dort, wo sonst fast 30.000 Menschen ihren FC St. Pauli lautstark nach vorne peitschen. Von nebenan dringen allerdings die Geräusche des Hamburger Doms zwischen die Ränge. Das ergibt einen interessanten Kontrast. Im Vordergrund das ruhende Fußballstadion, dahinter das leuchtende, bunte Treiben rund um die Buden und Fahrgeschäfte auf dem Heiligengeistfeld. Eine wirklich imposante Kulisse für das zweite SUPR SPORTS Netzwerktreffen für soziale Sportprojekte.
Auch Jens Dreesen war von diesem Ausblick begeistert. „Mehr Hamburg geht doch nicht“, sagte der Gründer und Geschäftsführer von SUPR SPORTS zur Begrüßung. Von den Gästen gab es zustimmendes Kopfnicken. Rund 40 Teilnehmer waren am 29. November zum zweiten Netzwerktreffen gekommen. Damit waren eine ganze Reihe unterschiedlicher sozialer Projekte und Organisationen vertreten. Sie zusammenzubringen und den Austausch untereinander zu fördern, war eines der Ziele dieses Abends. Daneben standen Präsentationen auf dem Programm. Wie schon beim ersten Netzwerktreffen ein Jahr zuvor sollten wieder zwei erfolgreiche Projekte vorgestellt werden.
Zunächst kam aber Christian Prüss zu Wort. Die Bezeichnung „Hausherr“ lehnte er kategorisch ab, trotzdem war Prüss an diesem Abend so etwas wie der Gastgeber. Der Leiter der Abteilung „CSR“ beim FC St. Pauli sprach über seine Arbeit und die große Bedeutung, die soziale Projekte für seinen Verein haben. Genau für diese ist er bei den Kiezkickern verantwortlich, als Leiter im Bereich „Corporate Social Responsibility“. Und dann ging es um Honig. Bienen produzieren direkt am Millerntor den ersten Stadionhonig der Bundesliga. Der FC St. Pauli möchte mit diesem Projekt auf das Bienensterben aufmerksam machen und seine ökologische Verantwortung vergrößern. Prüss nannte es als Beispiel für seine Arbeit, die gar nicht immer etwas mit Sport zu tun hat.
Foto: Cedric Flege
Foto: Cedric Flege
Nach den Bienen wurde es dann wieder deutlich sportlicher: Mit „Die Halle“ und „Porto Seguro“ wurden zwei erfolgreiche soziale Sportprojekte vorgestellt. Zunächst berichtete Sebastian Ploog, Vorsitzender von Parkour Creation e.V., von Norddeutschlands erster Sportstätte für Parkour. „Die Halle“ war einmal der Schuppen eines Güterbahnhofs, gleich südlich des Hamburger Hauptbahnhofs. Frisch renoviert ist sie jetzt nicht nur ein Anlaufpunkt für Parkour-Fans. Ploog und seine Mitstreiter wollen ihre Halle zu einem sozialen und kulturellen Begegnungszentrum machen. Integration spielt dabei eine wichtige Rolle. Seit 2016 ist Parkour Creation e.V. daher auch Stützpunktverein des Deutschen Olympischen Sportbunds im Bereich Integration durch Sport.
Für das zweite Projekt wanderten erst mal zahlreiche Stühle durch den Raum. Gustavo Rojas und Luisa Gräve brauchten Platz für einen großen Kreis. Als schließlich alle in der Mitte des Raumes versammelt waren, gab Rojas den Takt vor. Es begann mit einfachen Schrittfolgen und entwickelte sich immer weiter bis zu runden Tanzbewegungen. Die Teilnehmer des Netzwerkstreffens waren begeistert bei der Sache. Sie machten ihre ersten Erfahrungen mit Capoeira, einer Mischung aus Kampf, Kunst und Tanz. Darum geht es in dem Projekt „Porto Seguro“. Rojas und Gräve bieten dort „Integrative Capoeira“ für Kinder und Jugendliche an. Der brasilianische Kampftanz wird verknüpft mit Elementen der Integration, Inklusion, Diversität und Interkulturalität.
Nach den Präsentationen blieb den Teilnehmern noch Zeit, um sich auszutauschen und gegenseitig besser kennenzulernen – der eigentliche Sinn und Zweck des Netzwerktreffens. Es soll unterschiedliche Projekte zusammenbringen, Kontakte herstellen und Verbindungen schaffen. Bei einem Bier oder einer Cola wurde über die eigenen Erfolge gesprochen, aber auch über Probleme und mögliche Lösungen.
Wer wollte, konnte auch Christian Geduhn noch weitere Fragen stellen. Der Steuerberater von der Kanzlei Schomerus & Partner hatte zuvor in einer kurzen Präsentation über mögliche Rechtsformen für gemeinnützige Projekte informiert. Denn Ziel eines solchen Abends ist nicht nur das Vernetzen. Die Teilnehmer sollen auch immer etwas Input mit nach Hause nehmen. Beim zweiten SUPR SPORTS Netzwerktreffen war es die Alternativen zum klassischen eingetragenen Verein. Je nach Situation kann eine andere Rechtsform durchaus ihre Vorteile haben.
Als schließlich die letzten Gäste den Weg nach Hause antraten, waren draußen immer noch die Lichter des Hamburger Doms zu beobachten. Durch die großen Scheiben des Séparées – wie die Logen im Millerntor-Stadion heißen – konnte jeder noch einen Blick auf das ruhende Stadion und das bunte Treiben dahinter werfen. Es war eine tolle Kulisse für ein gelungenes zweites SUPR SPORTS Netzwerktreffen. Die Verantwortlichen möchten sich noch einmal beim FC St. Pauli, allen Helfern und Unterstützern sowie den Rednern des Abends bedanken. Ein großer Dank auch an alle Gäste für ihr Kommen und das erfolgreiche Netzwerken.