Foto: Tina Linster
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Machen, nicht reden. Wie oft ist dieses Motto zu hören oder zu lesen, wenn es darum geht, eine Erfolgsgeschichte zu erklären. Bettina Schuler vereint beides. Die Journalistin aus Berlin packt an, setzt um, redet gern und bringt so ihr Projekt voran. Erfolgreich und wirkungsvoll, sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch mit ihrem Angebot: „Citizen2b“, Yoga und Therapie für Geflüchtete, beheimatet in Berlin.
„Citizen2be ist eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen, die auf Grund ihrer ethischen, politischen, sozialen oder religiösen Zugehörigkeit verfolgt werden, bei der Integration in Deutschland zu helfen. Der Name „Citizen to be“ ist von der kanadischen Bezeichnung für Geflüchtete abgeleitet. Denn statt Flüchtlinge oder Geflüchtete werden die Menschen, die dort Zuflucht suchen, direkt als zukünftige Bürger bezeichnet. Ein Begriff, der wertschätzender ist und für Hoffnung und Perspektive steht. Unsere Inspiration.“ Zu lesen auf citizen2be.de, der Website von Bettina Schuler.
Foto: Dominik Butzmann
Dank ihrem Elan und der tatkräftigen Unterstützung ihrer Mitstreiterinnen Andrea Foth und Duaa Zidan hat sie ihre Idee in die Tat umgesetzt, Räume gefunden und weitere Visionen entwickelt: Einen eigenen Raum anzumieten, in dem sie ihre Vorstellungen einer Yoga-Trauma-Therapie realisieren können.
Was fehlte, war das Geld. „Citizen2b“ ist kein Verein, sondern eine Unternehmergesellschaft. Förderer und Sponsoren sind willkommen, Mitglied kann niemand werden und Spendenquittungen dürfen auch nicht in jedem Fall ausgegeben werden. Zum Beispiel dann nicht, wenn Sachleistungen im Gegenzug für eine Unterstützung verteilt werden. Dies zählt als Verkauf, und darauf müssen Steuern entrichtet werden. Ein wichtiger Aspekt, wenn mit Dankeschöns gearbeitet wird, so wie „Citizen2b“ es getan hat. „Viele Unternehmen haben uns mit Yogamatten und ähnlichem unterstützt. Die haben wir dann verschickt, wenn uns jemand etwas gespendet hat. So hat also jemand etwas Gutes getan und auch noch etwas für sich selbst bekommen. Diese Firmenansprache hat übrigens erstaunlicherweise weitaus weniger Arbeit gekostet als gedacht. Die Unternehmen haben sehr schnell und unkompliziert auf unsere Anfrage reagiert.“ Was aber nicht zu vergessen ist: Versandkosten für die Dankeschöns einplanen. Die können ins Geld gehen.
Die Dankeschöns waren Teil der Crowdfunding-Kampagne, die Bettina Schuler ins Leben rief. „Ich habe mir das damals sehr leicht vorgestellt und bin sehr naiv vorgegangen“, sagt sie. Machen, nicht reden – es ist auch ihr Motto. „Aber, ich habe schnell festgestellt: es ist gar nicht so easy, sondern wahnsinnig viel Arbeit.“ Vorweg, Bettina und ihre Mitstreiterinnen waren erfolgreich, zweimal bisher. Sie haben ihr Ziel erreicht, das Geld zusammen bekommen und ihre Vision verwirklicht.
Natürlich hat sich die gelernte Journalistin beraten lassen, ging zu einer Crowdfunding-Plattform, hat Fragen gestellt und vieles gelernt: „Bei der Beratung wurden viele Fragen erörtert, auch solche, bei denen wir gemeinsam recherchieren mussten. Es ist ein ständiger Lernprozess. Beispielsweise wurde ich dabei darauf hingewiesen, dass Einnahmen über 17.500 Euro zu versteuern sind“, sagt Bettina Schuler: „Beim Crowdfunding sollte man fast alles gegenchecken, das macht man nicht einfach so nebenbei.“
Bettina Schuler hat sich bei ihren Kampagnen auf das besonnen, was ihr Beruf ist. Trommeln ist ihr Handwerk, also lautete die Fragestellung: Wie funktionieren Medien? „Ich habe mir gesagt, ich mache es wie eine Frauenzeitschrift, wie die Brigitte. Die bietet spannende Reportagen anhand persönlicher Geschichten erzählt, journalistisch gut gemacht. Die machen Bock zu lesen, man geht mit. Also warum nicht von dem profitieren, was schon existiert?“
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Ihr Rat an alle, die Kampagnen starten wollen. Genau formulieren, kurz halten, in sehr gute, kurze Videos investieren, um Emotionen zu wecken. Der Titel muss das Ziel für jeden Adressaten fassbar machen. Bei Bettina Schuler lauteten sie – sachlich präzise und klar umrissen – „Ein Raum für 1 Jahr“ und „Yoga-Trauma-Therapie“. Nicht drumherum reden, direkt auf das Machen lenken. Ihr Motto in die Tat umgesetzt, hat den Erfolg gebracht.
„Natürlich ist es mit dem Thema Yoga auch recht einfach, weil Yoga hipp ist, gerade in Berlin. Aber es ist wichtig, darauf hin zu arbeiten, gut in seiner Community vernetzt zu sein, damit die Nachricht auch ihre Adressaten findet. Bei der zweiten Kampagne war es natürlich leichter, weil wir schon einen Stamm hatten, an den wir Mails schicken konnten, da hatten wir schon eine Crowd.“ Aber Bettina Schuler und ihre Mitstreiterinnen hatten sich schon zuvor einen klaren Kommunikationsplan aufgebaut. Zu welcher Uhrzeit werden Mails am besten verschickt, wann wird was gepostet, in welchem Rhythmus und und und? Da hilft ein journalistischer Background, auf jeden Fall aber ist es sinnvoll, Rat in Kommunikationsfragen zu suchen.
„Wichtig ist auch, sich seine Ziele nicht zu hoch zu setzen“, erklärt Bettina Schuler, „beispielsweise darf die Fundingschwelle nicht zu hoch sein, sonst gibt es gar nix, wenn dieses Ziel nicht erreicht wird. Ich habe feststellen müssen, dass sich sehr wenige mit diesen Regeln auskennen.“ Die Fundingschwelle ist der Betrag, der erreicht werden muss, damit überhaupt Geld ausgezahlt wird. Auf jeden Fall muss nachgewiesen werden, dass ein Projekt auch mit dieser Summe auf die Beine gestellt werden kann. Natürlich kann es auch zu einer Überfinanzierung kommen. Deshalb gilt: „Einer der wichtigsten Grundsätze ist: Transparenz, Transparenz, Transparenz. Die Menschen müssen wissen, was passiert mit ihrem Geld. Wir haben alle, die etwas gegeben haben, per E-Mail und über Newsletter informiert. Praktisch unablässig.“ Das klingt nach viel Arbeit, das ist viel Arbeit. Machen eben.
Autor
Projekt
Ort: Berlin
Thema: Integration
Gründung: 2016
Ansprechpartner: Bettina Schuler
Gründerin
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