Vernetzung soziale Sportprojekte

Foto: Cedric Lafrentz

2. Meeting Sportsozialarbeit

 

SUPR Initiativen in der Sportsozialarbeit

 

von Jennifer Wilke

Anfang November war es wieder so weit: Zweikampfverhalten e.V. und SUPR SPORTS hatten zum zweiten Meeting Sportsozialarbeit eingeladen – und es kamen viele, um zu netzwerken, zu lernen, sich inspirieren zu lassen. Naja, und sicher auch, weil der Ort ziemlich cool war: Das Wälderhaus in Hamburg-Wilhelmsburg.

 

Das Haus der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ist ein Hotel und Science-Center, das sich mit dem Thema „Stadtnatur“ auseinandersetzt. Und natürlich auch ganz ökologisch gebaut worden ist: die Fassade aus Lärchenholz, umweltgerecht, C02-sparend. Ein guter Ort also, um an nachhaltigen Ideen für die Gesellschaft und den Sport zu arbeiten.

 

Warum tun wir, was wir tun?

 

In ihrer Keynote gab Allround-Aktivistin Elena Tzara einen tiefen Blick in ihr Leben und ihre Projekte. Ihr Credo: Frag Dich, was Dir wichtig ist, was Dich bewegt, welche Ziele Du verfolgst – und dann leg los. Und das ist in ihrem Fall eine Menge: Weil sie nicht anonym in der Großstadt leben wollte, gründete sie kurzerhand eine alternative Wohngemeinschaft. Vor einigen Jahren baute sie Foodsharing mit auf, eine Plattform für Lebensmittelretter. Und auch beruflich hat sie sich bewusst für einen Arbeitgeber entschieden, der einiges anders macht: Premium-Cola. Das ökologisch und sozial orientierte Unternehmen arbeitet nach dem Prinzip der Konsensdemokratie, jeder Mitarbeitende des Kollektivs verdient gleich viel. Und weil Elena flexibel arbeiten darf, kann sie sich auch für eigene Projekte einsetzen, zum Beispiel ein Tiny-Haus in nur sechs Wochen aufzubauen und einzugsbereit zu machen. Wer sich fragte, wie sie das alles macht, dem gab Elena eine einfache Antwort: „Letztlich geht es immer um das ‚Warum‘ im Leben. Wenn man sich diese Frage beantworten kann, eine Vision hat und Leute, die diese Vision teilen und in die Realität umsetzen wollen, dann kann man es in die Hand nehmen und loslegen.“

 

Also, loslegen!

 

Und das taten wir dann auch. David Lebuser von sit’n’skate und Linda Ritterhof von Drop In e.V. berichteten über den „Skatepark als inklusive Sport- und Begegnungsstätte“. Inklusion von Menschen mit Behinderung (oder anderer Hautfarbe oder Sprache) heißt, dass jeder Mensch auf ganz natürliche Art und Weise zur Gesellschaft dazu gehört und beispielsweise an sportlichen Aktivitäten teilhaben kann, ohne um Erlaubnis zu bitten oder einen hohen Aufwand dafür betreiben zu müssen. Wheelchair Skating (oder WCMX) ist dafür ein SUPR Beispiel: Profi David Lebuser sagte, dass er mit seinen Stunts anderen Rollstuhlfahrern zeigen wolle, wie ihnen eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit dem Rollstuhl den Alltag erleichtern, dass Rollstuhlfahren Spaß machen und ein Zugewinn in Sachen Mobilität darstellen könne. Trotzdem solle sich jeder weiterhin für eine barrierefreie Stadt einsetzen. „Eines muss immer wieder gesagt werden: Man ist nicht per se behindert, sondern wird durch seine Umwelt erst dazu gemacht!“

 

Sozialarbeit-Student Timo Kliche erforscht in seiner Praxisarbeit die Auswirkungen von WCMX auf die Alltagsmobilität. Sein erstes Fazit: Für diejenigen Rollstuhlfahrer, die an WCMX-Trainings teilnehmen, seien vor allem Selbstwirksamkeit und die Erweiterung des eigenen Sozialraumes von enormer Bedeutung. Damit das überhaupt möglich wird, müssen die Betroffenen natürlich mit in die Planung von Sportanlagen eingebunden werden. Wie zum Beispiel beim Skatepark Wilhelmsburg, der nach anfänglichen Schwierigkeiten heute Dank der Hinweise von Rollstuhlfahrern ein attraktiver Skatepark und für alle zugänglich ist. „Ob es um Kommunikation über Behinderung ist oder Bauprojekte, die barrierefrei umgesetzt werden sollen: Die Behinderten selbst sollten mit einbezogen werden. Und das hieße nicht nur einen Behinderten, sondern mehrere Menschen mit Behinderung, die die Vielfalt der Bedürfnisse abbilden, mitreden und mitbestimmen sollen dürfen, so David. Entscheidendes Motto: „Nichts über uns, ohne uns!“

WCMX David Lebuser

Foto: Cedric Lafrentz

Marc Sinnewe Volunt

Foto: Cedric Lafrentz

Verrücktes, Soziales, Gutes tun … und davon erzählen!

 

Mark Sinnewe von Volunt aus Kiel bereicherte die Diskussion um Trends im Internet, von denen auch Sportinitiativen profitieren können. Digitalisierung sei eine Chance, aber auch eine Herausforderung. „Wir sollten den digitalen Wandel nutzen, um Projekte für die Gesellschaft voranzutreiben und uns bekannter zu machen“, forderte Mark. Damit Social Media oder das CRM-System nicht zu einer Überforderung werden, solle man seine Strategie stets im Blick behalten und seine Ressourcen klug einzusetzen. Initiativen müssen effizient als auch wirkungsvoll arbeiten. Einen übersichtlichen Einstieg in das Thema bietet die Studie „Digitalisierung für Non-Profit-Organisationen“ (2017). Danke für den Tipp, Mark!

 

Was ist unsere Rolle?

 

Nach dem Mittagessen und einer Runde Capoeira mit Gustavo Rojas von Porto Seguro stellte Inka Fischer Leoncio von Zweikampfverhalten e.V. „Die Wanderdünenhierarchie als Konzept und Ergebnis partizipativer Sozialarbeit“ und einen darauf aufbauenden Workshop vor. In ihrer Forschung interessiert sie, wie bei Zweikampfverhalten e.V. über ortsbedingte Rollenverteilungen und lokale Rollenaushandlungen Vereinshierarchie und Partizipation miteinander verbunden werden. Inkas Vortrag schärfte das Bewusstsein dafür, dass wir uns alle in der Welt des Sports stetig in verschiedenen Rollen befinden, die wir uns mal mehr oder weniger bewusst aneignen oder die uns zugesprochen werden. Soziale Interaktion bedeutet – und hier bezog sie sich auf den Soziologen Erwin Goffman – „die unterschiedlichen Rollen, in denen Menschen füreinander und miteinander performen und sich gewisse Rollen unterstellen“. Für die tägliche Arbeit im Bereich der Sportinitiativen solle man sich dessen bewusst sein, schließlich können man mit dieser Sensibilität gut funktionierende Teams aufbauen und Konflikte vermeiden, so Inka.

 

Wo geht die Reise hin?

 

Zum Abschluss schauten wir, wie es in Zukunft mit unserer Arbeit weitergeht.

Weitergehen wird es auf jeden Fall mit Meeting Sportsozialarbeit. In 2019 wird es die 3. Auflage des Meetings geben. Und wieder wird das Meeting von Zweikampfverhalten e.V. und SUPR SPORTS organisiert und umgesetzt werden.Wir wollen weiterwachsen und mehr Organisationen / Projekte bei dem Meeting in 2019 begrüßen. Dabei setzen wir vor allem auf Qualität und weniger auf Quantität. Uns ist es wichtig Menschen und Organisationen einzuladen, die respektvoll miteinander umgehen und sich selbst und ihr Wissen / Kompetenzen einbringen.Wir wollen aber auch stärker auf die Wünsche der Teilnehmenden eingehen. So gab es dieses Jahr z.B. das Feedback stärken aktive Sportinhalte einzubauen und Workshops anzubieten, in denen die Teilnehmenden gemeinsam an Lösungen / Inhalten arbeiten.

Dem Verbund aus befreundeten Projekten und Organisationen können sich weitere Initiativen anschließen, die auch in der Sportsozialarbeit tätig sind oder es gerne sein möchten. Wir freuen uns im nächsten Jahr somit auf alte und auch neue Gesichter.

Bald dann im SUPR SPORTS HUB!