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KURZER EINWURF #04

Alle 14 Tage durch Jens Dreesen

Rechte: privat

Selbstbestimmtes Leben – eine späte Erkenntnis. 

Ich bin ein Spätzünder: Universitätsabschluss mit 27, Vater mit 39 und (Sozial-) Unternehmer mit 46 Jahren. Always late to the party – so würden es junge Leute beschreiben. 

Aber das ist okay. Manches in meinem Leben hat eben seine Zeit gebraucht. Wie die Tatsache, dass ich fast 50 Jahre lang keinen Kontakt zu Menschen mit Behinderungen hatte. Natürlich gab es um mich herum Menschen mit Behinderung. Der Vater im Kindergarten, der im Rollstuhl saß. Das kleine Kind unserer Nachbarn, das durch eine angeborene Krankheit in seinen Bewegungen stark eingeschränkt war. Ich sah sie, aber ich hatte keinen Kontakt zu ihnen.

Nicht nur, dass ich keinen Kontakt hatte. Ich habe nie darüber nachgedacht, wie sie mit ihrer Behinderung leben. Hin und wieder habe ich darüber nachgedacht, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn eines unserer Kinder mit einer Behinderung zur Welt gekommen wäre. Aber diesen Gedanken habe ich schnell wieder verdrängt. 

Seit vier Jahren arbeite ich eng mit David und Lisa zusammen. Beide sitzen im Rollstuhl. Zusammen haben sie “SIT’N’SKATE” gegründet, ein Skateprojekt für Rollstuhlfahrer*innen, welches seit 2020 Teil von SUPR SPORTS ist. Durch sie und die Zusammenarbeit im Projekt wurde mir nach und nach bewusst, mit wie vielen Hindernissen sie im Alltag zu kämpfen haben.

E-Scooter, die achtlos mitten auf dem Gehweg abgestellt werden, U-Bahn-Stationen, in denen der Aufzug nicht funktioniert, (öffentliche) Gebäude mit steilen Treppen im Eingangsbereich… Die Liste ist lang. Die Liste ist sehr lang. Und das sind nur die alltäglichen Herausforderungen. Hinzu kommen die großen gesellschaftlichen Themen:  Partizipation, Gleichstellung und Barrierefreiheit.

Aber David und Lisa lassen sich nicht unterkriegen. Sie sind überzeugte Inklusionsaktivist*innen (und dafür bewundere ich sie sehr). Sie setzen sich immer und überall für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Ganz nach ihrem Motto: Destroying Stereotypes. So auch am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Das diesjährige Motto des Protesttages lautet übrigens: „SELBSTBESTIMMT LEBEN OHNE BARRIEREN“.

Auf der Reeperbahn veranstalten sie einen bunten Mix aus Demonstrationszug, Skate-Aktion und Filmvorführung. Mit der Aktion wollen sie “auf Missstände im Alltag und systemische Strukturen” aufmerksam machen. Wenn ihr in Hamburg seid, kommt vorbei. Oder schaut, was in eurer Stadt am 5. Mai organisiert wird. Seid nicht wie ich. Seid nicht “late to the party“


Hier erfahrt ihr alles über die Aktion von David und Lisa am 05. Mai. Und hier erfahrt ihr mehr über den Protesttag und seine Historie und Hintergründe.


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